From Siegessäule 11/2011, S. 6
Eckhard Weber/mabo
Eine Erfolgsgeschichte: Was sich 1986 aus der Berufssportgruppe der Deutschen Oper Berlin als Volleyballteam entwickelte, ist heute mit über 1000 Mitgliedern einer der größten queeren Sportvereine Europas. Neben diversen Fitnessgruppen, inklusive Aerobic und Pilates, Badminton oder Tischtennis gibt es auch Exotisches wie Indiaca, eine Art Freistil-Volleyball. Vorspiel ist heute viel mehr als nur ein Sportverein. Er ist queere Begegnungsstätte – ein fester Bestandteil Berlins. Doch die Anfänge waren alles andere als leicht: So monierte der Berliner Leichtathletikverband die Zweideutigkeit der Bezeichnung Vorspiel und lehnte den Namen in Verbindung mit einem „schwulen Verein“ lange Zeit kategorisch ab. Nach dem Mauerfall und im Laufe der 90er etablierte sich der Verein zunehmend. Die Teilnahme an Gay Games und Eurogames sorgte für positives Feedback. So mischten sich auch mehr und mehr lesbische Sportlerinnen unter die Mitglieder des bis dato rein schwulen Sportclubs. 1998 wurden Frauen und Trans* offiziell in den Verein aufgenommen. Mittlerweile sind 16 Prozent Frauen dabei, es gibt eine Frauenhandballmannschaft und die Vorspiel-Fußballerinnen.
Seither wird bei Vorspiel gemeinsam gepowert. Vor allem die Schwimmabteilung ist leistungsstark. Die WettkampfschwimmerInnen in den Altersklassen von 25 bis 70 räumen regelmäßig bei Wettkämpfen Medaillen ab und haben deutsche Meister in ihren Reihen. Auch die Basketballer spielen auf Medaillenniveau. Genauso erfolgreich: die VolleyballerInnen und die Fußballer.
Während der Sommerferien gibt es Fitness für alle im Tiergarten an der Tuntenwiese mit Picknick bei Sonnenuntergang. Doch nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr wird bei Vorspiel das Vereinsleben gepflegt. Besonders groß ist der Zusammenhalt in der Gruppe „Rostfrei“, dem Fitnessangebot für Ältere. Für den 73-jährigen Karl-Heinz, der mit Leuten, die mindestens seine Söhne sein könnten, im Vorstand ist, war der Gang zu Vorspiel Teil eines späten Coming-outs. Vorher probierte er ein Fitnessstudio und einen VHS-Kurs aus, wo die Heten ihn mit Krankheitsgeschichten und Fragen nach den Kindern nervten. Sport mit Leuten, die die gleiche Wellenlänge haben, das ist auch für die jüngeren Mitglieder maßgeblich. Viele Freundschaften sind entstanden, manchmal sogar Partnerschaften. Stefan, 32, bei den Schwimmern und beim Pilates, war seine Schöneberger Muckibude zu einseitig: „Ich finde es angenehm, dass ich bei Vorspiel viele Sportarten ausprobieren kann.“ Carsten vom Vorstand, ebenfalls 32, aktiver Volleyballer, weiß, dass Vorspiel auch für Neuberliner eine Anlaufstelle für Kontakte ist: „Das Bier danach ist manchmal fast genauso wichtig wie der Sport zuvor. Vorspiel kann eine queere Heimat bieten.“
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